Montag, 17. Juni 2013

Kennzahlen im Taxigewerbe - Stunden-Bruttoumsatz

Die Aussagen der Fahrer über Einkünfte differieren naturgemäß, abhängig von Einsatzwille, Fahrstrategie, Funkkreisen, Stammkunden, Renommiergehabe und anderen Parametern. Im Linne+Krause-Gutachten zur wirtschaftlichen Lage des Hamburger Taxigewerbes 5. Zwischenbericht wird für Fahrer mit Funk ein Brutto-Umsatz pro Stunde von circa 15 € ermittelt, Fahrer ohne Funk liegen bei circa 13,4 €.
http://hh-taxi.de/Gutachten_2010.pdf

C.L. von HH-Taxi hat zu dem Gutachten folgenden Kommentar geliefert:

"Auf die Schnelle folgende Anmerkungen :
- Der Stundenumsatz liegt gemittelt immer noch unter 15 € (Schnitt 13,12€)
- Die Auslastung ist schlicht grauenhaft (Schnitt 24,3% der Schichtzeit)
- Wenn Funktaxen im Schnitt nur einen Stundenumsatz von 14,59 € erzielen, wobei der Hansa anteilig mit Stunde 20 € eingerechnet wird, steht zu befürchten, dass andere Funktaxen Umsätze auf Graupenniveau fahren. Wozu dann Funkbeiträge entrichten ?
- In der ganzen Auswertung liegen die Einnahmen pro Schicht immer unter 150 €. "

Die Mopo vom 13.8.2012 liefert folgende Daten:

"So wenig verdient ein Taxifahrer:
Arbeitszeit: 60 Stunden pro Woche
Einkommen: 45 Prozent vom Umsatz
Brutto-Stundenlohn: 5,21 Euro
Netto-Monatslohn: 935 Euro
Kein Urlaubsgeld. Vielen wird die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall verweigert
(typisches Einkommen eines Taxifahrers mit Wagen ohne Funk und im Schichtdienst)"

http://www.mopo.de/nachrichten/fahrer-wollen-mindestlohn-taxifahren-in-hamburg-muss-teurer-werden-,5067140,16877654.html

In einem Artikel vom 14.8.2012 steht in der Mopo:

"Taxifahrer Norbert Rittinghaus sagt: „Man sollte die Ausbildung vorantreiben, anstatt Fahrpreise zu erhöhen. Die Taxifahrer, die sich beschweren, sie verdienten zu wenig, sind auch diejenigen, die mit Unfreundlichkeit für den schlechten Ruf der Taxifahrer sorgen.“ Qualität zahle sich aus. „Ich fahre zurzeit vier Schichten à 12 Stunden, erhalte Zulagen und komme auf ein monatliches Gehalt von 1800 bis 1900 Euro ohne Trinkgeld.“ "

http://www.mopo.de/nachrichten/tariferhoehung--taxi-streit--jetzt-zoffen-sich-die-fahrer,5067140,16886876.html

Man wird schwerlich ultimativ gültige Angaben bekommen.  Es scheint als ob die Administration aber genau darauf wartet bevor sie eingreift und Konzessionen einzieht bzw. weitere Konzessionsvergaben aussetzt. In einer juristischen Fiktion sollen Autos auseinanderfallen und "unterbezahlte Gelegenheitsfahrer" einschlafen bevor tatsächlich eine  ernste Störung des Gewerbes feststellbar sei. Interpretationen des Artikel 12 Berufsfreiheit treiben seltsame Blüten.

Das Statistische Bundesamt hat die Schieflage im deutschen Taxigewerbe im Herbst 2012 festgestellt. Das ARD-Hauptstadtstudio Berlin dazu:

"Fast 90 Prozent der Taxifahrer sind Geringverdiener

Besonders groß ist der Anteil der Niedriglöhne im Taxigewerbe. Fast 90 Prozent der Fahrerinnen und Fahrer zählen hier zu den Geringverdienern. Auch in der Frisör- und Kosmetikbranche, bei Gebäudereinigern und in der Gastronomie arbeiten die Beschäftigten überwiegend für Niedriglöhne."

http://www.tagesschau.de/wirtschaft/niedriglohnsektor104.html
 
Wenn man von einer durchschnittlichen Auftrags-Abarbeitungsgeschwindigkeit von 25 km/h ausgeht und einen Stunden-Bruttoumsatz von 14 € zugrundelegt, ergibt sich unter Zugrundelegung von Durchschnittswerten des berliner Taxitarifs folgende Rechnung: 14 € abzüglich Grundpreis von 3 € ergeben 11 € für die gefahrenen Kilometer. Der Zeitfaktor bleibt unberücksichtigt zumal er aufgrund der Karenzminute von untergeordneter Bedeutung ist. 11 € geteilt durch 1,59 € pro Besetztkilometer als Durchschnittswert ergeben 6,9 Kilometer. Daraus ergibt sich eine Abarbeitungszeit von circa 16,5 Minuten. Das heißt, daß der Fahrer in einer Stunde nur zu 28 % bezahlte Arbeit geleistet hat. Der Wert sollte mindestens doppelt so hoch liegen. Wer 14 € Brutto pro Stunde umsetzt, ist überwiegend arbeitslos.
 











  

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